5/04/2022 Leuven – José Gregorio Romero, ein junger Venezolaner aus dem Bundesstaat Guárico, begeisterte sich für Politik. Nicht für die Art von Politik, die persönliche Vorteile anstrebt, um sich zu bereichern und Macht zu erlangen, sondern für Politik als Wissenschaft, die anderen hilft und dient. „Das schien mir die schönste Form der Nächstenliebe zu sein, denn sie bedeutet, an andere zu denken, an die Bedürftigen zu denken und nach allen Möglichkeiten zu suchen, ihnen zu helfen“, erklärt der 24-Jährige. Seine Leidenschaft führte dazu, dass er in Caracas ein Studium der Internationalen Beziehungen absolvierte, das er mit „Magna Cum Laude“ abschloss.
Sofort nach dem Studium begann er, in der Abteilung für internationale Beziehungen des Nationalen Instituts für zivile Schifffahrt zu arbeiten. „Die Arbeit gefiel mir, ich war glücklich… aber ich spürte, dass mir etwas fehlte“, erinnert sich José Gregorio. Da er aus einer Familie mit ausgeprägten christlichen Werten stammt, beschloss er, einen anderen Weg des Dienstes am Nächsten einzuschlagen. Sein Ziel sollte künftig jedoch nicht sein, einer Regierung zu dienen, sondern Gott zu dienen, im Priesteramt.
„Während meines Studiums lernte ich den Wert des Friedens kennen. Der Fachmann für Internationale Beziehungen setzt sich für den Frieden ein, er ist ein Verhandlungskünstler, der angesichts der Einzelinteressen der Staaten, der Differenzen und Streitigkeiten, die Zusammenarbeit und eine friedliche Lösung sucht.“ José Gregorio verstand, dass Frieden viel mehr ist als die Abwesenheit von Krieg. Der Mensch ist berufen, in Frieden zu leben. Aber es gibt so viele Geräusche da draußen, dass der Mensch eine Ruhe braucht, die nur Gott gibt. „Und ich will dafür arbeiten, dass der Mensch in Frieden lebt, in Frieden mit seinen Brüdern und Schwestern und vor allem in Frieden mit Gott. Ich habe das Gefühl, dass die Welt viel Liebe braucht; sie braucht Hoffnung. Die Welt hat ihren Sinn verloren. Sie kann sich selbst nicht finden, weil sie Gott vergessen hat.“
Das ist die Mission, die José Gregorio erfüllen will: ein Seelsorger, ein Priester, ein Mann Gottes zu sein. Berufen, zu verkündigen, anderen nahe zu sein, Gott in der Welt durch seine Hände, durch das Gebet, durch sein Handeln gegenwärtig zu machen.
„Ich möchte den Menschen mit Freude dienen, wo auch immer die Kirche mich braucht. Ich bitte den Herrn, mir den Mut und die Kraft zu geben, Ihm mit einem Ja zu antworten und mich in Seinen Dienst zu stellen. Ob in der Pfarrei oder in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen und Missionen der Kirche.“
Darauf bereitet sich José Gregorio zurzeit im Priesterseminar San Pedro in der Diözese La Guaira in Venezuela vor, einem Land, das sich in einer sehr schwierigen Situation befindet und vor großen, von einer gewaltigen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Krise geprägten Herausforderungen steht.
„Wir Venezolaner stehen vor großen Problemen in Bezug auf die Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, Mobilität, Gesundheit, usw. Aber das nimmt uns nicht die Freude und auch nicht den Traum, ein besseres Land aufzubauen und zu gestalten“, beteuert der junge Seminarist.
Seiner Meinung nach sind die jungen Venezolaner wahre moderne Helden. „Wir wissen, wie man aufsteht und wie man aus Widrigkeiten etwas Gutes, etwas Schönes und etwas Besseres machen kann. Wir junge Menschen, sowohl diejenigen, die gehen mussten, und das sind Tausende und Abertausende, als auch diejenigen von uns, die beschlossen haben, in Venezuela zu bleiben, sind mutig und wir sind Kämpfer.“
Der Kampf, wie ihn José Gregorio beschreibt, ist notwendig, um die Hindernisse zu überwinden, die sich den Studenten auf dem Weg zur Universität in den Weg stellen. Sie müssen etwa weite Strecken zu Fuß zurücklegen, weil es keine Verkehrsmittel gibt. Oder auch vier oder fünf Stunden früher aufbrechen, um pünktlich zu den Veranstaltungen zu kommen, weil die Verkehrsmittel nicht fahren oder sehr voll sind. Viele gehen zur Universität mit leerem Magen, weil sie nichts zu essen haben, oder müssen nebenher arbeiten, um ihre Familien mit dem Nötigsten zu versorgen. Aber, so betont der Seminarist, „wir sind Kämpfer und beharrlich; wir hören nie auf zu träumen. Durch Studium, Kreativität und unternehmerisches Engagement sind wir immer ein Licht inmitten der Dunkelheit“.
Das Licht, das José Gregorio bringen will, ist die Spendung der Sakramente, seiner Meinung nach das Erhabenste am priesterlichen Dienst. „Ich denke, es ist das Wunderbarste, was man auf dieser Erde tun kann, denn es ist die Weitergabe der Gnade Gottes, das Nähren der Menschen durch Sein Wort und mit Seinem Leib, mit Seinem Blut. Es ist die Vergebung der Sünden, der Trost für die Kranken. Es geht darum, dem Menschen mit sichtbaren Zeichen zu zeigen, dass Gott nahe ist, dass Gott uns nicht verlässt, dass Gott trotz unserer Untreue, trotz unserer Schwächen immer gegenwärtig ist.“
José Gregorio weist jedoch darauf hin, dass es angesichts der aktuellen Situation im Land den jungen Seminaristen unmöglich wäre, ohne die Hilfe von Einrichtungen wie dem Hilfswerk Kirche in Not ihre Ausbildung fortzusetzen: „Ohne die Unterstützung von Wohltätern wäre unsere Berufung gefährdet. Das Seminar müsste wohl seine Türen schließen, weil wir nicht in der Lage wären, uns selbst zu versorgen.“
„Ich betrachte alle Wohltäter als die Arme Gottes, die uns Kraft geben, die sich um uns kümmern und die uns sagen, dass wir mit ihrer Unterstützung vorankommen können. Sie sind die sichtbaren Arme Gottes, die uns motivieren und es uns ermöglichen, voranzukommen. Danke für Ihr Vertrauen in uns, Danke für all Ihren Bemühungen, damit wir hier sein können, dass Sie in unsere Berufung vertrauen.“
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